EHRENAMTLICHER HOSPIZDIENST

Gut zu wissen:

Ein Hospizteam ist eine ehrenamtliche Arbeitsgemeinschaft, eingebettet in professionelle Strukturen und geleitet von hauptamtlichen Koordinator*innen.

Die ehrenamtliche Mitarbeit im Hospizbereich ist eine wunderschöne, erfüllende, sinnstiftende Aufgabe, aber auch eine große Verantwortung. Es braucht Zuverlässigkeit und Stabilität, die Fähigkeit zur Reflexion und die Bereitschaft, sich in das Team einzubringen und da wirksam zu werden, wo man gebraucht wird.

Für eine Mitarbeit bitten wir um eine schriftliche Bewerbung: Motivationsschreiben mit Foto, Kopie der Grundkurs Teilnahmebestätigung und Lebenslauf (Eckdaten).

In mehreren Pflegeheimen des Bezirks, im Landesklinikum Mödling und im Stationären Hospiz Mödling begleiten die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen unseres mobilen Hospizteams (MHT) Schwerkranke und Sterbende oder besuchen allein stehende Menschen. Außerdem unterstützen sie unser mobiles Palliativteam bei der Betreuung von Patient*innen zu Hause.

Hospizbegleiter*innen gehen einfühlsam auf die Bedürfnisse der Kranken ein und stehen bei Bedarf auch für kleine Erledigungen oder Sitzwachen zur Verfügung.
Voraussetzung für die ehrenamtliche Hospizarbeit ist die Teilnahme an einem zertifizierten Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung.
In einem Gespräch mit den Koordinatorinnen wird geklärt, in welchem Umfang und in welchem Bereich gearbeitet werden kann. Die Tätigkeit ist unentgeltlich.
Hospizkreistreffen und Bereichsgespräche sind wichtig, um in Kontakt zu bleiben und Erfahrungen auszutauschen. Die Teilnahme an der ebenfalls regelmäßig angebotenen Supervision ist uns ein besonderes Anliegen.
Unser ehrenamtliches Team besteht aus Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedensten Berufen. Jeder und jede unserer „Ehrenamtlichen“ bringt aus seiner Erfahrung und Persönlichkeit heraus etwas Besonderes mit und ist bereit, sich im Team, durch Fortbildung und durch Reflexion weiter zu entwickeln.

Haben Sie Interesse an einer Mitarbeit?

Notizen aus dem Hospiztagebuch von Gerda Trappl

Frau K. ist außer sich vor Hitze, lüftet ihren nackten Bauch, am liebsten würde sie sich alle Kleider vom Leib reißen. Ich sag, sie muss warten, bis der Praktikant heimgegangen ist, da lacht sie. Es fehlen ihr vermehrt die richtigen Worte. Heute sagt sie: Klim, Klim, Klim, immer mehr! Ich komm nicht dahinter, was sie meint…..

Ich erzähle ein bisschen von einer Rundreise und frag: und was haben Sie getrieben, Frau K.? Da antwortet sie, die seit Jahr und Tag im Rollstuhl sitzt, wie aus der Pistole geschossen: Sport! Und lacht. Das Leben ist voller Überraschungen!

Ich bin müde, so müde. Das Leben ist abgelaufen, sagt sie. Wenn ich alles tun könnte, was ich wollte, aber nicht das von dem ich träume. Aber es geht ja nicht, gar nix geht mehr. Heut spielt sicher auch das Wetter – nass, kalt – eine Rolle. Ich lade sie auf einen imaginären Herbstspaziergang ein und wir wandern durch den Lainzer Tiergarten, stapfen durch cm-hohes Laub, kehren beim Hirschengstemm ein, setzen uns zum Kachelofen, bestellen Leberknödelsuppe und Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel und zum Abschluss einen Kastanienreis. Da strahlen ihre Augen. Und da sitzen wir und plauschen und wenn wir genug haben gehen wir wieder zurück, wieder durchs Laub und heimgekehrt sind wir müde und lauter bunte Blätter kleben an den staubigen Schuhen. Wer die wohl morgen putzen wird? Da lacht sie!

Frau K. ist im Gang unterwegs, wir setzen uns am Ende und ich erzähle ihr von meinem neuen Enkelkind. Ihr Gesicht strahlt Freude aus: „Na geh, das ist schon da! Was ist es denn, Bub oder Mäderl?" Eine völlig klare Ansage ausgelöst durch Freude, Mitgefühl, durch das schönste Ereignis, dem sich kein Mensch verschließen kann – einem neugeborenen Kind. Kein Wunder, dass Gott als Kind zur Welt kam.

Frau K. liegt im Bett, die Hände, die Hände sagt sie. Ob sie weh tun, nein. Auf Wiedersehen, bis nächste Woche, sag ich. Sie antwortet: Nächste Woche nicht, da bin ich nicht da. Übernächste Woche!!

Frau S. liegt mit aufgerichtetem Oberkörper am Rücken, der Mund geöffnet, die Lider halb geschlossen. Die Hand fiebrig heiß. Sie isst nicht mehr. Wir betupfen nur mehr die Lippen. Ihr Atem geht rasch aber gleichmäßig, alle 10 Minuten folgt ein Ausseufzen. Keine Worte mehr. Vieles von dem, was sie mir anvertraut hat, geht mir durch den Kopf. Der Zwizwi, ein Ausdruck den ich zuvor nicht kannte, steht vor der Türe. Ich warte, sagte sie oft, aber der da oben – und dabei deutete sie immer nach oben – will mich noch nicht. Ich bete still das Vaterunser und den Segen. Ich sehe mich selbst hier liegen. Alle alten Frauen ohne Zähne mit offenem Mund gleichen sich. So hat auch meine Großmutter ausgesehen und eines Tages wird vielleicht mein Kind an meinem Bett stehen und meine Hand halten.

Frau T. weint über ihre Tochter, sie hätte sie gerne jeden Tag bei sich. Es ist manchmal schwer für uns Mütter und es fängt schon viel früher als im Pflegeheim an, dass wir nur mehr eine untergeordnete Rolle im Leben unserer Töchter spielen. Ich erzähle ihr von Khalil Gibrans wunderbarem Text „Von den Kindern“ und dass es so sein muss, weil das Leben vorwärts verläuft. Sie gibt mir Recht und wir wenden uns trivialeren Themen zu, wie Blumen und Dekorationen (Hopfen mitbringen) und Marmelade einkochen. Dabei erfahre ich, dass sie einmal mit 78 Marmeladengläsern umgezogen ist.

Frau T. ist müde, trotzdem geht sich ein kleines Erkennen, Leuchten aus. Ich sag ihr, müde wie Abraham, müd und lebenssatt und sie nickt. Es bedarf keiner Worte mehr. Die Hand genügt. Das ist Leben, bis aus dem gestern die einsamste von allen Stunden steigt – die, anders, als die andern Schwestern dem Ewigen entgegen schweigt. Rilke fällt mir ein.

Nach der Begrüßung spricht Frau K. mit Nachdruck, dann wieder leiser, immer betont, klar, als würde sie ein Gedicht vortragen oder eine Rede halten. Flüssig. Ein Wort reiht sich an das andere. Ich höre lange zu, das Staunen muss mir ins Gesicht geschrieben sein und ich sage: Das war aber jetzt schön, Frau K. Ich werde Sie nächstes Mal bitten, ob ich das mitstenografieren darf. „Na, geh“ antwortet sie mit einem verschämten aber glücklichen Lächeln, und dann hebt sie von neuem an und ich krame nach Zettel und Stift …

"Haben sie zu Hause einen Strick? Können Sie den mitbringen? Es hat alles keinen Sinn. " Ja, manchmal erscheint uns das so. Aber später wird sich uns der Sinn erschließen. Der da oben weiß schon, dass Sie eine tapfere Frau sind. Ja, das bin ich sagt sie ganz stolz.

Voriger

Gut zu wissen:

Ehrenamtlicher Hospizdienst

Notizen aus dem Hospiztagebuch von Gerda Trappl

„Du bist wichtig bis zu Deinem letzten Atemzug“